Rund um Rügen plus Tollense von Neubrandenburg bis Demmin
Ende August / Anfang September 2014 planten wir zu dritt eine Umrundung der Insel Rügen.
PKW und Bootsanhänger blieben beim Stralsunder Kanu Club stehen, von wo wir zu unserer Tour starteten. Zunächst entlang der Westküste nordwärts, wo ein kräftiger Westwind für sportliches Paddeln sorgte. Vorm Campingplatz in Schaprode durften unsere Boote ein Schaumbad am Strand genießen, bevor es per Bootswagen zur Zeltwiese ging.
Als wir am zweiten Tag aus dem Schutz der vorgelagerten Insel Hiddensee mit ihren Sandbänken herauskamen, wir es mit den "ungefilterten" Ostseewellen zu tun bekamen und wir uns gegenseitig hinter den Wellenkämmen manchmal kaum noch ausmachen konnten, wurde es uns doch etwas zu heftig. Beim Anlanden und Ablegen an den mit Kieseln übersäten Stränden musste man stets den in kurzer Abfolge anbrandenen Wellen zuvorkommen, die offenbar ständig darauf bedacht waren, unsere Boote querzuschlagen und unsere Sitzluken mit Salzwasser zu füllen.
Unsere Zelte schlugen wir in Dranske auf, wo wir ein windgeschütztes Plätzchen zwischen hohen Hecken fanden und wo unsere Mühen durch einen herrlichen Sonnenuntergang belohnt wurden.
Da Wind und Wellen bis zum folgenden Morgen nichts von ihrem Elan eingebüßt hatten, entschlossen wir uns, den Weg zur Ostseite Rügens über den Wieker Bodden zu nehmen. Glücklicherweise war es nur etwa 1 km per Bootswagen durch den Ort bis zum Ufer des Bodden, wo wir neben einer Surfschule einsetzen konnten. Auf halber Strecke erwartete uns an der Wittower Fähre ein Gasthaus mit leckerem Brathering zum Mittagessen. Nachmittags erreichten wir dann den Ort Breege mit dem Campingplatz "Am Wasser", der nicht weit vom Strand unter hohen Kiefern auf dem Gelände des ehemaligen "Rügenlagers" des DKV liegt.
Von dort brachen wir am Morgen des vierten Tages bei herrlichem Spätsommerwetter - und mit leichtem Gepäck - im Schutz der nach Norden hin immer höher und steiler werdenden Küste in Richtung Kap Arkona auf, die einfache Strecke beträgt etwa 11 km. Das Abbauen und Verstauen von Zelten und Ausrüstung hatten wir uns diesmal sparen können, da wir in Juliusruh gleich zwei Übernachtungen gebucht hatten.
Während uns zunächst noch die rein weißen Sandstrände begleiteten, sah man in der Ferne bereits die berühmten Kreidefelsen vom Kap Arkona leuchten. Dort angekommen waren wir beeindruckt von den bis zu 46 m hoch aufragenden Felsen, wo zuletzt im Jahre 2010 ein größeres Stück abgebrochen und ins Meer gestürzt war. Metertief reichte der Blick durch das klare Wasser bis auf den algenbewachsenen, grünlich schimmernden steinigen Grund.
Am Kap selber erwarteten uns die von der Westseite bekannten kabbeligen Wellen, so dass wir Kehrt machten und unsere Boote gut einen Kilometer südlich vom Kap auf den steinigen Strand zogen. Dank des Fehlens von Ebbe und Flut brauchten wir uns wegen steigender Wasserstände während unseres Landgangs keine Sorgen zu machen. So stiegen wir über eine in die Felsen gebaute Treppe empor und konnten von oben einen weiten Blick über die "Tromper Wiek" werfen. Über diese halbkreisförmige Bucht reichte der Blick bis zur Stubbenkammer mit dem Königstuhl im Südosten, unserem Ziel für die nächsten Tage. Nun jedoch mischten wir uns unter die zahlreichen Besucher und machten uns zu Fuß auf den Weg zu den beiden Leuchttürmen, von denen wir den einen bestiegen. Die Aussicht von dort oben hätte nicht besser sein können! Der gesamte Nordteil Rügens lag uns zu Füßen, auf der Ostsee bewegten sich Frachter und Fährschiffe.
Wieder im Kajak sitzend nahmen wir nicht sofort Kurs auf unseren Campingplatz, sondern machten erst noch Station im altehrwürdigen Fischerort Vitt, wo uns leckere Fischbrötchen erwarteten.
Die meisten Häuser in dem Ort sind noch mit Reet gedeckt.
Zurück auf dem Campingplatz hatten wir einen gemütlichen Abend mit unseren Zeltnachbarn und setzten unsere Reise am nächsten Morgen fort über Lohme, wo wir im Sportboothafen zelteten, umrundeten die Kreidefelsen am Königstuhl, passierten Mukran und Sassnitz und landeten in Prora, auf einem Campingplatz nicht weit von den kilometerlangen Betonklötzen, die in den dreißiger Jahren einmal das "Bad der Zwanzigtausend" werden sollten. Dort legten wir einen Pausentag ein, wanderten nach Binz mit seiner Seebrücke und fuhren mit dem "Rasenden Roland" nach Sellin.
Aus der Weiterfahrt wurde jedoch nichts: In der folgenden Nacht legte der Wind auf Sturmstärke zu, trieb Wellen und Regenböen aus östlicher Richtung auf den Strand und veranlasste uns, Auto und Bootsanhänger per Bahn aus Stralsund nachzuholen. Per Handy meldeten wir uns beim SV Motor Süd in Neubrandenburg an, wo wir abends zwar im strömenden Regen eintrafen, dafür aber im Bootshaus übernachten durften.
Am nächsten Morgen frühstückten wir schon wieder draußen in der Sonne, und so sollte es für den Rest der Reise bleiben.
Unter blauem Himmel empfing uns der Tollensesee, der sein Wasser in die Tollense entlässt, die uns in zweieinhalb Tagesetappen über 63 km nach Demmin führte. Auf dem Wasserwanderrastplatz Altentreptow wurden wir freundlich empfangen, nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, erwarteten uns frisch geräucherte Forellen aus dem Angelteich. Dass wir inzwischen Anfang September hatten, sah man morgens, wenn sich vor Sonnenaufgang eine Schicht Bodennebel über die Flussaue legte.
In Demmin an der Peene beendeten wir dann unsere diesjährige Paddelreise durch Mecklenburg-Vorpommern beim Demminer Segelclub Blau-Weiß.
Hans Jürgen Otten